Geboren wurde Willy Knull am 4. April 1891 in Zingst und starb ebenda im November 1974. Er war ein Maler, aber auch Gastwirt und vor allem Seefahrer. Willy Knull ließ 1923 das letzte Zingster seegehende Segelschiff in der Holzerland Werft in Barth anfertigen: Die „Raomer II“.

In dieser Zeit gab es in der Stadt Barth fünf Werften, auf denen im 19. Jhd. über 500 Segelschiffe gebaut wurden. Zwischen 1781 und 1923 wurden in der Region Barth, Damgarten, Zingst und Draß rund 900 Schiffe gebaut. In Rostock waren es in dieser Zeit „nur“ etwa 600. Heute sind die allermeisten der Werften geschlossen. Die Holzerland’sche Werft wurde in die Schiffswerft Barth GmbH eingegliedert.

In Willy Knulls stadtbekannten und beliebten Lokal „Strandpark“ in der Strandstraße 1, das heute das Heimatmuseum der Stadt Zingst beherbergt, plauderte er gerne aus dem Nähkästchen. Bis Mitte der 60er Jahre konnten die Gäste dort seinem Seemannsgarn aus aller Welt lauschen. Dabei hielt Willy Knull es aber nicht immer so genau mit der Wahrheit und schmückte seine Geschichten je nach Bedarf aus: So behauptete er zum Beispiel steif und fest die Glocken von Vineta mit eigenen Augen gesehen zu haben!

Die Legende um die untergegangene Stadt Vineta

Der Legende zufolge ist die Stadt Vineta einer Sturmflut zum Opfer gefallen. Die Bewohner der Stadt lebten einst in Hochmut und Verschwendung. Sie kümmerten sich um nichts anderes, als sich selbst.

Als Warnung erschien ihnen drei Monate vor dem Untergang ihre eigene Stadt mit allen Häusern, Menschen und Tieren über dem Meer als schimmerndes gespenstisches Lichtgebilde. Die Ältesten der Stadt rieten den Bewohnern daraufhin ihre sieben Sachen zu packen und die Stadt zu verlassen. Eine solche Erscheinung sei ein Zeichen dafür, dass die Stadt dem Untergang geweiht sei.

Doch die hochmütigen Bewohnern der Stadt Vineta schlugen diese Warnung in den Wind. Sie glaubten nicht an solche Märchen. Auch als die schimmernde Lichtgestalt erst drei Wochen, dann drei Tage vor dem Untergang erneut auftauchte, lebten sie unbekümmert weiter wie bisher. Weiter drei Tage nach der letzten Warnung tauchte vor der Küste Vinetas eine Wasserfrau aus dem Meer auf und rief dreimal mit schriller Stimme:

„Vineta, Vineta, du rieke Stadt, Vineta sall unnergahn, wieldeß se het väl Böses dahn“
[„Vineta, Vineta, du reiche Stadt, Vineta soll untergehen, weil sie viel Böses getan hat.“]

Danach verschlang das Meer die Stadt mit allen Häusern, Türmen, Menschen und Tieren darin. Doch an einigen Tagen sollen die Glocken von Vineta aus den Tiefen des Meeres zu hören sein.

Die Stadt Vineta von Fontane bis Holgerson

Die sagenumwobene Stadt Vineta hat seit jeher die Menschen fasziniert, sie fand zum ersten Mal um 965 Erwähnung und hat seitdem in ganz unterschiedlicher Art und Weise in die Kunst und Literatur Einzug gehalten: Sowohl für Kinder als auch für Erwachsene wurde die Legende in Geschichten verpackt. So begibt sich z.B. Nils Holgerson mit seinen Wildgänsen auf die Suche nach Vineta. Aber auch bei Theodor Fontane (Effi Briest) oder Günter Grass (Der Butt, Die Rättin) wird der Frage nach ihrem Verbleib nachgegangen. Der Dichter Heinrich Heine widmete ihr in seinem Buch der Lieder „Das Seegespenst“.

Heute wird Vineta übrigens in etwa an der Stelle der Stadt Barth vermutet. Wer mehr erfahren möchte kann das Vineta-Museum in Barth besuchen. Neben einer Dauerausstellung gibt es dort auch je nach Saison viele unterschiedliche Sonderausstellungen.