Entlang der Steilküste von Ahrenshoop lassen sich immer wieder zahlreiche kleine Löcher an der oberen Böschung finden. Dies sind die Nester einiger Uferschwalben-Kolonien, die jedes Jahr im Sommer aus Afrika an die Ostsee zurückkehren, um ihre Jungen aufzuziehen.

Uferschwalben Ahrenshoop – Wissenswerte Kleinigkeiten

Uferschwalben sind die kleinste Schwalbenart Europas. Sie messen etwa 12 cm und wiegen um die 14g. Uferschwalben leben und nisten in Kolonien. Ihre Nester bauen sie in sandige, lehmige Steilwände an Flussufern oder Meeresküsten – vermehrt auch in stillgelegte Kies- oder Sandgruben, da ihre natürlichen Lebensräume nach und nach zerstört wurden. Uferschwalben finden an der Steilküste von Ahrenshoop ideale Bedingungen.

Die Uferschwalben in Ahrenshoop ernähren sich von fliegenden Insekten, die sie im schnellen Zick-Zackflug dicht über Wasseroberflächen oder Wiesen jagen. Mit ihren Krallen und dem Schnabel schaufeln die Männchen ein etwa 50-100cm tiefes Loch in die Steilküste. Die so entstandene Bruthöhle polstern sie mit Halmen und Federn aus. Uferschwalben nisten bis zu zwei Mal in einem Jahr, bevor sie im Herbst in ihre Winterquartiere gen Süden ziehen.

Die Populationsgröße der Uferschwalben unterliegt großen Schwankungen. Sie ist vor allem davon abhängig, ob und wie häufig die Kolonien pro Jahr gute Nistbedingungen vorfinden. In Deutschland wird die Population auf rund 100.000 bis zu 200.000 Brutpaare geschätzt.

Die Männchen und Weibchen der Uferschwalbe sind auf den ersten Blick nicht zu unterscheiden. Ihre Oberseiten sind dunkelbraun bis grau, die Unterseiten sind mit Ausnahme des Brustbandes weiß. An den Brustseiten sind sie erdbraun. Ihr Schwanz ist im Verhältnis zu anderen Schwalbenarten nur schwach gegabelt.

Die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst haben neben den Uferschwalben in Ahrenshoop noch weitere Schwalbenarten zu ihren Brutrevier auserkoren und kommen jedes Jahr, um zu brüten.

 

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Ahrenshoop – Eine Uferschwalbe in Nahaufnahme

 

Ostsee-Märchen: Wie die Schwalben ihre weiße Farbe verloren

Es wurden einst zwei Vögel erschaffen, bedeckt von wunderschönen schneeweißen Federn. Sie wurden Schwalben genannt. Überall dort, wohin sie kamen, begann mit einem Male alles zu blühen, die Tage wurden länger und stets schien die Sonne. Überall wurden die Schwalben von den Menschen sehnsüchtig erwartet. Sie brachten ihnen jahrein jahraus stets gute Ernten.

Die Nester der Schwalben unter den Dächern der Menschen wurden von den Hausbesitzern als großes Glück betrachtet. In den Häusern herrschte von nun an Reichtum und alle Krankheiten verschwanden.

So blieb es viele Jahre. Die Menschen waren sorglos und glücklich. Sie verehrten die Schwalben und diese wurden von Jahr zu Jahr mehr auf der Erde.

Eines Tages fühlte sich ein finsterer, böser Mann von dem munteren treiben der Schwalben gestört und zerstörte ein Schwalbennest unter seinem Dach. Seine bittere Frau stand dabei und klatschte vor boshafter Freude, als die eben geschlüpften Jungen herunterfielen.

Als den weißen schönen Vögeln diese Grausamkeit wiederfuhr verließen sie die Erde und flohen zurück in den Himmel. Mit dem Verschwinden der letzten Schwalbe von der Erde verschwanden auch die guten Ernten der Menschen. Die Tage wurden wieder kälter, der Wind rauer und die Sonne war hinter finsteren Wolken kaum noch zu sehen. Es wurde Winter auf der ganzen Erde.
Die Menschen flehten gen Himmel, die Schwalben mögen wieder zu ihren zurückkehren. Sie baten die Vögel sie nicht allesamt für das Verbrechen eines alten Taugenichts zu bestrafen. Die sanften Vögel erhörten schließlich ihr Bitten und Flehen und kehrten zu den Menschen zurück. Mit ihnen kam auch die warme Jahreszeit wieder. Überall blühte und duftete es. Die Menschen fielen sich vor Glück in die Arme. Die Schwalben brüteten wieder unter den Dächern der Menschen und brachten Frohsinn und Sorglosigkeit zu ihnen.

Doch einigen Menschen war dies nicht genug, sie fürchteten, dass die Glücksboten unter ihren Dächern eines Tages hinfort fliegen könnten und sie fingen die Schwalben des Nachts als sie in ihren Nestern schliefen. Sie sperrten sie in einen großen, kargen Turm, um sie für alle Zeiten bei sich zu halten.

Als die Schwalben am nächsten Morgen erwachten und sich in den Mauern des dunklen Turmes wiederfanden, klagten sie und stießen jämmerliche Schreie aus. Sie schlugen mit den Flügeln und Schnäbeln an die Mauern, um ihre Freiheit wieder zu erlangen. Als die Wärter vor dem Turm dies mitbekamen, rissen sie den Vögeln alle Flugfedern aus. Die Schwalben klagten und schrien, als ihre weißen Federn von der Spitze des Turmes langsam zu Boden fielen, doch die Wächter zeigten kein Mitleid und lachten sie aus.

Da kam auf einmal von Norden ein eisiger Wind auf und die weichen Federn verwandelten sich in dichte, weiße Flocken. Die Wächter wurden von ihnen umhüllt und verschwanden gänzlich unter ihnen. Die satten Wiesen und Blumen verwelkten, die Bäume verloren ihre Blätter und die Erde gefror. Allerorts flohen die Menschen in ihre Häuser.

Der Nordwind wurde immer stärker, bis schließlich ein Orkan ausbrach. Er rüttelte so lange an den dicken Mauern des Turmes, bis sich schließlich ein kleiner Spalt öffnete, durch den die Schwalben entkommen konnten. Den Schwalben waren inzwischen wieder Federn gewachsen und sie ließen sich auf dem Rücken der Winde in den Himmel tragen.

Zum zweiten Male bettelten und flehten die Menschen auf der nun kargen, öden Erde gen Himmel, die Schwalben mögen doch zu ihnen zurückkehren. Sie verziehen ihnen schließlich und kehrten zur Erde zurück. Zur Erinnerung an die Bosheit der Menschen wurden ihre Gefieder von nun an schwarz. Und seit jeher bleiben die Schwalben nur für sechs Monate, dann fliegen sie zurück in den Himmel und der Winter macht sich über das Land breit. Das soll die Menschen stets daran erinnern, welch Glück sie verlieren, wenn sie die Schwalben nicht friedlich in ihrer Mitte leben lassen.