Aberglaube – Wer schwimmt ertrinkt

Vor rund 300 Jahren begann die Geschichte des Badens recht schleppend. Denn das Baden war früher nicht nur nicht üblich, sondern geradezu verpönt. Über Jahrhunderte hinweg hielt sich bei Seefahrern und Küstenbewohnern der Aberglaube, dass im Meer umkommen muss, wer einmal von Bord eines Schiffes gefallen ist. Und so unwahrscheinlich war dies damals nicht, denn die meisten Küstenbewohner verdienten zwar mit dem Fischfang ihren Lebensunterhalt, konnten aber nicht schwimmen.

Der Glaube an die Gefahren und Tücken des Meeres wurde außerdem von angeschwemmten Walen gestützt, die als sicheres Indiz dafür galten, dass die Meere voller Seeungeheuer sind – und daher unbedingt zu meiden.

Die Geschichte des Badens in der Ostsee – Der Trend im 18. Jhd.

Erst im 18. Jhd. begann sich dies zu ändern. Einigen Ärzten fiel auf, dass die Menschen an den Küsten im Durchschnitt gesünder und robuster, als die Menschen auf dem Festland waren. Der englische Arzt Richard Russell (1687-1759) promovierte über die therapeutische Wirkung des Meeres und empfahl seinen Patienten sogar das Meerwasser zu trinken. Auf ihn geht die in Teilen heute noch praktizierte Thalasootherapie zurück – und war der Beginn der Geschichte des Badens.

Auch deutsche Ärzte und vor allem die Leibärzte des deutschen Adels begannen das Baden zu empfehlen. Das erste deutsche Seebad in Heiligendamm. Heiligendamm liegt unweit von Bad Doberan, das damals ein beliebtes Sommerquartier des deutschen und osteuropäischen Adels war. Dort überredete 1793 der Mediziner Samuel Gottlieb Vogel die feine Gesellschaft ein Bad im Meer zu nehmen.

Baden wurde zum Trend in den adligen Kreisen. In nur 20 Jahren entstanden nach neben Heiligendamm vier weitere Seebäder an der Ostsee: Travemünde, Boltenhagen, Warnemünde und Grömitz. Dort entstanden zahlreiche Herrenhäuser, kleine Schlösser, Seebrücken und Strandvillen. Dem Adel folgte nun auch das Großbürgertum an die Strände der Ostsee.

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Bademoden: Von üppigen Badekleidern bis zum ersten Zweiteiler

Mode und Strandetikette

Anders als heute ging es an den Stränden eher gediegen zu. Es herrschte Geschlechtertrennung und gebadet wurde nicht vom Strand aus, sondern die Damen und Herren stiegen von Badekarren, die von Pferden ins Meer geschoben wurden und als Sichtschutz dienten, ins kühle Nass.

Die Bademode der damaligen Zeit war vor allem durch viel Stoff geprägt. Ganzkörperbekleidung war für Damen Pflicht – und nicht immer ungefährlich. Denn mittunter mussten Sie wegen zu schwerer Kleidung vor dem Ertrinken gerettet werden.

Auch die üppigen Strandkleider der Frauen verdienten nicht gerade das Adjektiv „luftig“. Hinzu kam, dass es zur Etikette gehörte sich mehrmals am Tag umzuziehen, um zu zeigen, dass man sich eine teure Garderobe leisten konnte. Die Seebäder waren nämlich auch ein beliebter Heiratsmarkt. In den Sommermonaten wurden so einige Verlobungen ausgehandelt und unter Dach und Fach gebracht. Die Badegäste der damaligen Zeit blieben, anders als heute üblich nicht nur wenige Tage, sondern in der Regel 6-8 Wochen, manche verbrachten auch den ganzen Sommer in den Seebädern.

Der erste Strandkorb der Welt kommt aus Rostock

Im Frühjahr 1882 schmückte der erste Strandkorb die Küste der Ostsee. Der Rostocker Korbmachermeister Wilhelm Bartelmann wurde von einer älteren, an Rheuma erkrankten Dame, namens Elfriede von Maltzahn darum gebeten ihr eine Strand-Sitzgelegenheit zu konstruieren, die sie vor Wind und Wetter schützt. Bereits zuvor gab es an den Stränden der Nord- und Ostsee einige Strandzelte oder überdachte Sitzmöbel, in denen die Gäste am Strand Schutz vor Wind und Sonne suchten, doch das von Bartelmann entwickelte Modell gilt als erster Strandkorb weltweit und war ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des Badens. Seine Konstruktion fand sofort viele Fans und er ging mit seinem Prototyp in Produktion. Die erste Strandkorbvermietung eröffnete Bartelmann zusammen mit seiner Frau nur ein Jahr später in Warnemünde. Das Geschäft befindet sich noch heute im Besitz der Familie.

Die wilden 20er – Geschlechtertrennung Ade!

In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts kamen auch Mitglieder der weniger feinen Gesellschaft an die Strände. Die Mode wurde etwas freizügiger. Wadenlange Strandkleider trugen die Frauen auf den Promenaden und Seebrücken und auch die Badekleidung zeigte sich liberaler. Bei Frauen kam insbesondere ein 2teiliges Trikot mit Häubchen in Mode. Die Geschlechtertrennung an den Stränden wurde nicht mehr ganz so streng durchgesetzt und der Beruf des Strandfotografen setzte sich durch. Er schoss Bilder von den Gästen, die diese am Abend bei ihm als Urlaubs-Erinnerung kaufen und mit nach Hause nehmen konnten. Kameras waren damals sehr teuer, die wenigsten besaßen eine.